Die Bedingungen des Bildes

Les Trois Désastres, Jean-Luc Godard, 2014.

Alphabet, 3D-Technik und Photographie im Werk Jean-Luc Godards


Das Autorenkino und seine historische Bedeutung haben in den letzten Jahren eine Umwertung erfahren. Das von Jean-Luc Godard ausgehende Narrativ führe zu einer “zunehmend normativen Verengung und nationalkinematografischen Homogenisierung” (Chris Tedjasukmana), die Arbeiten von “Godard und Konsorten” (Martin Seel) werden als filmisches Biedermeier deklariert, der “Common Sense eines politischen Kinos à la Godard” scheint enttarnt (Sulgi Lie).

In Die Bedingungen des Bildes. Alphabet, 3D-Technik und Photographie im Werk Jean-Luc Godards sollen diese Perspektiven und Kritiken umgestülpt werden. Weder wird Godard als angestaubter Bildungsbürger entlarvt, noch Godards Status als Säulenheiliger der Film-, kritischen und Kunsttheorie bestätigt. Ziel ist es, sich dem Werk Godards von seinen Rändern her anzunähern. Modefilme und Werbespots, Karikaturen und Verweise auf zeitgenössisches Horrortrashkino, Ausflüge in Nazicomics und Musikvideos, Einmischungen in die Black Panther-Bewegung und das Cinema Novo sind nach wie vor von der Forschung genauso vernachlässigt worden wie Godards genereller Hang zum Humoristischen und dem Spiel mit der Semantik. Unter Berücksichtigung dieser Phänomene, die Godard eben nicht ausschließlich als Autor und führenden Intellektuellen der Nouvelle Vague erscheinen lassen, werden Prinzipien des Kinos erkennbar, die ihm von Anfang an zugeschrieben wurden. Sie tragen zu einer visuellen Kultur bei, die nicht “aus der sogenannten ‘hohen Kunst’ hervorgeht”, wie Erwin Panofsky schreibt. Die Beschaffenheit einer solchen, aus heutiger Sicht zweifelhaft mit Volkskunst titulierten, ästhetischen Praxis lässt sich ausschließlich in ihrem Verhältnis zu bestimmenden, visuellen Medien und deren produktions- und rezeptionsästhetischen Bedingungen erörtern. Nur so können ästhetische, politische und kulturelle Durchdringungen sichtbar gemacht und die Diskursformationen, die Godard in seinen Filmen und Texten anlegt, nachvollzogen werden.

Godards Kino ist kein rein avantgardistisch-modernistisches mehr, es ist eines, das sich und sein Publikum mit sozialen Aufgaben und politischen Herausforderungen konfrontiert. Die Dissertation sucht nach neuen, möglichen Bestimmungen dieser Kunst.